Samuel Koch & Friends – Ein persönlicher Rückblick

Wer auf eine Eintrittskarte an der Abendkasse gehofft hatte, der wurde leider enttäuscht. Alle Karten waren bereits im Vorhinein verkauft worden. Und so saßen am 27.10.2017 360 gespannte Menschen im Bürgerhaus Niedereisenhausen, um Gedanken, Gefühlen und Geschichten von Samuel Koch aus seinem Buch „Rolle vorwärts“ zu lauschen.

Uli Beecht hieß das Publikum aufs herzlichste willkommen und wünschte allen einen bewegenden Abend. Und das beschreibt es sehr gut. Bewegende Begebenheiten aus seinem seit 2010 durch einen tragischen Unfall veränderten Leben erzählte Samuel Koch mit viel Tiefgang. So z. B., wenn er von seiner einjährigen Zeit in der Reha-Klinik erzählte, in der er mit Verzweiflung und Wut zu kämpfen hatte. Oder wenn Samuel von einem Musical-Besuch erzählt, bei dem vor lauter Vorschriften und Bürokratie niemand in der Lage oder willens war, ihm einen adäquaten Platz anzubieten.

Immer wieder bringt er aber auch die Zuhörer zum Lachen. In einer Passage beschreibt er, wie er sich nachts aus dem Haus seiner Eltern schleicht, um Ruhe und Frieden, aber auch um das Zwiegespräch mit seinem Schöpfer zu suchen. Leider kippt dabei sein Rollstuhl in einem nahen Feld um, er rutscht halbwegs heraus und kann sich nicht mehr befreien. Seine Rufe alarmieren schließlich den Hund des Nachbarn, der ihm dann zur Hilfe eilt.
Eine der Fragen, die sich Samuel Koch stellt, lautet: „Ist das Glück von den äußeren Umständen abhängig und habe ich dann nie mehr die Aussicht auf ein solches?“ Aber seine Überlegungen sind an diesem Punkt nicht zu Ende. Samuel beginnt, jeden Tag eine Liste von Dingen zu führen, für die er Dank empfindet. Denn Dankbarkeit ist für ihn der Weg zum Glücklichsein.

Auch möchte er nicht nach dem Prinzip „man ist nur wertvoll, wenn man etwas leistet“ leben. Viel eher gilt für ihn, dass jeder Mensch wegen seiner selbst wertvoll ist und aufgrund dieser Tatsache in der Lage ist, etwas zu leisten.
Und da er den Satz „Das geht nicht“ nicht akzeptiert, gibt ihm das den Ansporn, sehr vieles zu tun. Samuel Koch hat 2014 sein Schauspiel-Studium erfolgreich abgeschlossen und ist, neben seiner Tätigkeit als Autor und Referent, auch Mitglied des Ensembles am Staatstheater in Darmstadt.

Am Ende war es dem Publikum erlaubt, Fragen zu stellen. Z. B. war eine der Fragen, wie er es geschafft hätte, sein Schicksal zu akzeptieren. Als Antwort gab Samuel Koch, dass das Akzeptieren des momentanen Zustandes für ihn einer Resignation gleichkäme. Er hätte die Hoffnung, in seinem Leben wieder laufen zu können.
Bereits vor dem Unfall sei er Christ gewesen, habe sich mit 13 Jahren taufen lassen, aber seit dem 04.12.2010 habe sich sein Glaube intensiviert und somit habe er auch die Hoffnung auf ein Wunder. Glaube sei die feste Zuversicht auf das, was man hofft.

Aber sein Blick richtet sich auch auf das Leben nach dem Tod. Die Lebenszeit, die ihm hier auf der Erde möglicherweise noch bliebe, sei vielleicht 50 Jahre. Verglichen mit der Ewigkeit, in der er ganz sicher wieder laufen könne, sei das eine kurze Zeit, sagte er.
Zwischen den einzelnen Lesungen hatten die Zuhörer Zeit, das Gesagte auf sich wirken zu lassen und wurden dabei wunderbar von dem Pianisten Dirk Menge und der Sängerin Mirjam Thöne mit stimmungsvollen Liedern musikalisch begleitet.

Samuel Koch hat mich – wie so viele andere auch – durch seinen Umgang mit seinem Schicksal tief berührt und inspiriert.

Ein Bericht von Simone Heller